Social Distancing... für viele Jugendliche eine Katastrophe

Eigentlich wollte ich im April mit meinem 17-jährigen Sohn zum Hardjungle Festival nach Rosenheim fahren. Es war ein riesen Kompliment für mich, dass er (und seine Kumpels) mich dabei haben wollten und er mich fragte, ob ich darauf Lust hätte. Ich habe früher (und oft auch jetzt noch) gerne Rave/Trance und Techno gehört. Also tatsächlich etwas, worauf ich Lust hatte.

Mit meinem 14-jährigen Sohn konnte ich gerade noch zum Kabarett - bevor in der Woche darauf sinnvollerweise wegen der sprunghaft ansteigenden Corona-Infektionen alle Veranstaltungen abgesagt wurden.

 

Respekt, Wertschätzung und Anerkennung von Jugendlichen muss man sich authentisch erarbeiten...

 

Beruflich arbeite ich seit Jahren viel mit Jugendlichen... sowohl therapeutisch in meiner Praxis, aber auch in zwei verschiedenen Heilpädagogischen Tagesstätten und auch präventiv. Bis vor einer Woche waren meine aktuelle Zielgruppe die Auszubildenden im Ersten Lehrjahr der Audi AG in Ingolstadt, mit denen ich sowohl Stressmanagement als auch Drogenprävention mit viel Spaß und Leichtigkeit bearbeiten konnte...

Und jetzt? SOCIAL DISTANCING... Die Welt steht still... Ausgangssperren... Kontaktverbote... - wie lange? das weiß niemand so genau...

Ich mache mir Sorgen um viele unserer Jugendlichen. In meinen Workshops, aber auch im Freundeskreis meiner eigenen Kinder öffnen sich mir immer wieder sehr viele Jugendliche und wir sprechen oft über ihre Sorgen und zum Teil massive Probleme. Viele Mädchen und Jungen ab ca. 14 Jahren leiden an Depressionen und Ängsten! 

Leistungsdruck, nicht-ernst-genommen-werden, Probleme mit den Eltern oder Trennung/Scheidung der Eltern, körperliche und/oder sexuelle Gewalt sind häufig die Ursachen für die Belastungen im Jugendalter. Kein Wunder, das viele, um wenigstens irgendwo dazu zu gehören, aus Gruppenzwang oder auch einfach um sich zu betäuben, zu Alkohol, Zigaretten und Cannabis (oder auch härteren Drogen) greifen. 

Ich habe in den letzten vier Jahren mit ca. 2000 Jugendlichen gearbeitet und ja, es gab auch Ausnahmen. Jugendliche, die ich nicht erreichen konnte. Die desinteressiert und gelangweilt waren. Aber das waren tatsächlich nur wenige Ausnahmen. Die meisten habe ich als aufgeschlossen, interessiert, motivierbar und vor allem ernsthaft gesprächsbereit erlebt. Viele haben mich in den Pausen und nach Workshops aktiv angesprochen, ob und wie ich ihnen helfen könnte. 

Immer wieder hatte ich in dieser Zeit auch mit selbstverletzendem Verhalten, Suchtverhalten und Suizidalität bei Jugendlichen zu tun. Die Pubertät ist eine "Sollbruchstelle" im Leben - ähnlich wie die Geburt und der Eintritt ins Rentenalter. 

Wir dürfen unsere (schon bald erwachsenen) Kinder jetzt nicht im Stich lassen. Wir müssen sie auch jetzt ernst nehmen und ihnen die Chance geben, auch an dieser Krise zu wachsen. 

Viele verstehen die Tragweite der Situation deshalb nicht, weil WIR als Erwachsene sie ihnen nicht ausreichend erklären!!! 

Mir ist das in meinem letzten Workshop am 19.03.2020, der dann gegen Mittag abgebrochen werden musste, nochmal sehr deutlich geworden. Wir haben an diesem Tag viel über Corona gesprochen. Ich habe alle Fragen, so gut ich es konnte, beantwortet. Danach sind einige sehr nachdenklich nach Hause gegangen und in der Feedbackrunde sagten manche, sie würden darüber auch mit ihren Freunden und Eltern sprechen wollen. Ein Jugendlicher hat in der Pause sogar seine Oma angerufen, um ihr eindringlich zu sagen, sie solle an diesem Abend doch bitte nicht zur Geburtstagsfeier eines Verwandten gehen. "Meine Oma kann einfach nicht nein sagen, aber ich will, dass sie noch länger lebt - und das habe ich ihr gesagt. Ich hoffe, sie hört auf mich." ... das hat mich unglaublich berührt.

Ich kann es einfach nicht mehr hören, dass unsere Jugendlichen pauschal verurteilt werden!

Ja, es gab - vor allem noch letzte Woche - viele junge Erwachsene, die sich zu CORONA-Partys versammelt haben und es einfach nicht verstanden haben. Aber warum haben sie es nicht verstanden? Weil wir Erwachsene es nicht besser geschafft haben, es ihnen verständlich zu erklären! 

Und ja, es gibt - und zwar in jeder Altersgruppe! - nach wie vor Menschen, die es auch gar nicht verstehen wollen. Aber die aktuelle Entwicklung zeigt, das Bewusstsein steigt von Tag zu Tag. Aufklärung und ernst genommen werden sind einer der Schlüssel dazu

Gerade unsere junge Generation ist eine sehr verbundene, netzwerkende, leistungsorientierte und werteorientierte Gemeinschaft. So erlebe ich das! Wenn soziale Kontakte wegfallen, was gerade zwangsläufig passiert, ist das für viele eine Katastrophe und kann bis zu Suizidalität führen.

Jugendliche dürfen sich gerade nicht mehr zum Handball, Skaten, Fußballspielen, reden und miteinander chillen, auf Partys oder in der Jugendfeuerwehr, örtlichen Vereinen und in anderen Jugendtreffs treffen. Ja - nicht einmal mehr in die Schule dürfen und können sie. Gerade, wenn jemand dann auch noch mit ADS oder ADHS zu kämpfen hat, ist das schwer auszuhalten. Das Schlimme daran ist nur, sie werden damit nicht sonderlich ernst genommen. Stattdessen wird ihnen unterstellt, sie hätten doch sowieso die ganze Zeit nur über Medien kommuniziert. Manche ja! Für die meisten war es allerdings schon immer eine Kombi. Sie sind mit dem Internet und sozialen Medien aufgewachsen und wir Erwachsene leben es ihnen auch vor. Viele stehen gerade kurz vor ihren Abschlussprüfungen, manche haben zum Glück bereits einen Ausbildungsplatz, andere waren und sind noch auf der Suche. Einige sind gerade mitten in den Fahrstunden und kurz vor der Führerscheinprüfung. Viele haben sich mit Nebenjobs ihr Taschengeld aufgebessert und wurden jetzt gekündigt. ... und das sind nur wenige Beispiele, womit unsere Jugend jetzt zu kämpfen hat. 

 

Ich kann jetzt nur eines... appellieren an unsere Gesellschaft, an uns Erwachsene und Eltern: 

Nehmt Eure Kinder und Jugendlichen ernst!

 

Sprecht mit ihnen, auch über Eure eigenen Ängste, Sorgen und Nöte. Nehmt Verhaltensauffälligkeiten und vor allem Veränderungen (Rückzug, Isolation, Aggression, Traurigkeit) wahr und tut sie nicht als jugendliche Spinnerei ab! Was es jetzt braucht, ist Verständnis und Mitgefühl und das Bewusstsein, was Ängste und Depressionen mit uns machen.

 

NUMMER gegen KUMMER für Kinder und Jugendliche: 116 111

 

Mir ist es ein unglaublich wichtiges Anliegen, unsere Jugendlichen gut durch diese globale Krise hindurch zu begleiten und ich habe lange überlegt, wie ich dazu einen sinnvollen Beitrag leisten könnte, damit nach Corona wieder Lebensfreude, Kraft und Hoffnung spürbar werden können und möglichst wenig psychischer Schaden entstanden sein wird. 

 

Daher habe ich mich entschlossen, Jugendliche aus der Region Eichstätt/Ingolstadt bis zu den Sommerferien kostenlos therapeutisch zu begleiten!

 

Falls Du also zwischen 14 und 20 Jahre alt bist und merkst, dass es Dir gerade psychisch/emotional immer schlechter geht - wodurch auch immer - dann melde Dich bitte gerne bei mir. Am besten erstmal über whatsapp (0159/02488847), e-mail (karoline.nikolaus@web.de), facebook oder instagram. Über diesen Kontakt entscheiden wir dann, ob wir uns persönlich in meiner Praxis treffen sollten, telefonieren oder ob ein Online-Kontakt sinnvoll und ausreichend ist. Ggf. werden wir gemeinsam überlegen, welche weiterführenden Maßnahmen für Dich gut sein könnten, um die Situation zu meistern. 

 

Ich würde mich freuen, wenn ich damit einen kleinen Beitrag leisten kann, um die Corona-Herausforderung bestmöglich zu meistern. Für eine gemeinsame Zukunft, mit Spaß und Freude am Leben.

 

 

Karoline Nikolaus

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